Die Herz-Jesu-Kirche in Neuruppin
Mit Pater Wichmann von Arnstein erlebte Neuruppin im Mittelalter eine Blütezeit katholischen Lebens. Die war lange Zeit erloschen, als um 1800, in der Zeit Schinkels und Fontanes, wieder zaghaft eine katholische Gemeinde entstand. Zweimal im Jahr kam ein Priester aus St. Hedwig in Berlin, um die Hl. Messe zu feiern. Dafür wurde dann immer die Siechenhauskapelle angemietet. Ein Katechet unterrichtete die Kinder im katholischen Glauben, 1836 verzeichnete die Gemeindeliste 271 Katholiken. 1847 wurde ein Haus in der Prinzenstr. erworben (die heutige Robert-Koch-Str.3), 1849 zog ein Geistlicher ein. Am 9. September wurde im Obergeschoss die erste Kapelle benediziert – eine Marienkapelle. Noch im selben Jahr entstand auch eine katholische Schule. Neuruppin wurde Missionspfarrei für ein riesiges Gebiet, von Wittenberge bis Neustrelitz, von Fehrbellin bis Havelberg. 1871 zählte Neuruppin 400 Katholiken, da waren aber Wittenberge, Fehrbellin und Wittstock schon ausgelagert. 1881 erwarb Pfarrer Robert Hirschfelder das Grundstück in der heutigen Präsidentenstr. – gegen den erbitterten Widerstand des Kirchenvorstands, der ein Grundstück gegenüber dem Tempelgarten bevorzugte und einfach kaufte. Das wurde später wieder verlustreich verkauft. 1882/83 entstand nach den Plänen von Franz Statz, dem Sohn des Kölner Dombaumeisters, eine dreischiffige neugotische Kirche, flankiert von einem Pfarrhaus auf der einen und einem Schulgebäude auf der anderen Seite.
Zur Finanzierung wurde eine große Spende verwendet, die für eine Herz-Jesu-Kirche bestimmt war. Deshalb erhielten Kirche und Gemeinde das entsprechende Patronat. Am 24.7.1883 wurde die Kirche benediziert. 1887 wurde von dem Maler J. Fahnrodt der Kreuzweg erworben, der heute noch in unserer Kirche hängt. Nach dem Amtsantritt von Pfarrer Joseph Röhnelt 1894 wurde Neuruppin Pfarrei. Er ließ die Kirche ausmalen, erwarb 1929 das Grundstück in Rheinsberg und ließ 1931 die Kirche in Lindow bauen. In seiner Amtszeit wuchs die Gemeinde bis 1937 auf über 1.500 Mitglieder an. 1945 wurde die Kirche schwer beschädigt, aber nicht zerstört. 1953 lag die Katholikenzahl bei 3.400. Lindow und Rheinsberg waren vorher schon ausgegliedert worden – die Seelsorge wurde dem Geistlichen in Gransee übertragen. Das Grundstück in Lindow gehörte aber weiter der Gemeinde in Neuruppin. Die Ausmalung in der Herz-Jesu-Kirche wurde 1956 übertüncht. Pfarrer Gerhard Serve (1955-71) ließ schon 1957 einen freistehenden Altar aufstellen und zelebrierte die Messe der Gemeinde zugewandt. 1963 wurden die Seitenaltäre entfernt und durch eine Josephs- und eine Marienstatue ersetzt. Pfarrer Eberhard Gäth (1971-89) ließ die Empore umbauen, Bestuhlung und Fenster erneuern. 1977 kam die neue Schuke-Orgel. In der Amtszeit von Pfarrer Bernhard Illmann (1989-2006) wurde 1999 im Jahr des 150. Jubiläums der Gemeinde der Wichmann-Saal gebaut. Zur Grundsteinlegung äußerte er: „Bauten können niemals den Fortbestand der Gemeinde sichern. Gemeinde gibt es nur dort, wo Menschen gemeinsam das Wagnis des Glaubens eingehen. Im Jubiläumsjahr haben wir immer um die innere Erneuerung der Gemeinde gebetet. Haben wir uns so erneuert, dass die kommende Generation es wagt, unser Erbe anzutreten?“ Am Karfreitag 2006 erlitt Pfarrer Illmann einen brutalen Überfall im Pfarrhaus, von dessen gesundheitlichen Folgen er sich nie wieder erholte. Die folgenden Jahre waren geprägt durch die langwierige Suche nach einem neuen Pfarrer und durch die Amtszeit von Pfarrer Wolfgang Brummet (2007-16), der seine Amtszeit aus persönlichen Gründen beendete. Das war für die Gemeinde nicht leicht zu verstehen und hat teilweise Verwirrung gestiftet. Es folgte wieder eine Übergangszeit mit wechselnden Seelsorgern. Seit 2017 leitet Pfarrer Christoph Zimmermann die Neuruppiner Gemeinde. Die Gemeinde Herz Jesu Neuruppin zählt z.Z. zusammen mit Fehrbellin ca. 1.500 Mitglieder. Was könnte an dieser Stelle besser passen als das Gebet von Pfarrer Bernhard Illmann, welches dieser zum Bau des Wichmann-Saales formulierte:
Herr, unser Gott, gib unserer Gemeinde deinen Segen. Sende ihr die Kraft des Heiligen Geistes, damit ihr geistliches Leben wachse und blühe und die Glut deiner Liebe sie zum rechten Tun stärke.
Adresse:
Präsidentenstr.86, 16816 Neuruppin Regelmäßige Gottesdienste:
Sonntags 10:30 Uhr
Dienstags 9:00 Uhr
Donnerstags 18:00 Uhr