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Pastoralkonzept

Als Kirche in der Diaspora stellen sich uns besondere Aufgaben. Diese haben wir in einem langen Prozess in unserem Pastoralkonzept niedergeschrieben.
Dieses soll unser Handeln als Kirche vor Ort leiten und uns Perspektiven für unsere Kirche aufzeigen.

Pastoralkonzept der Katholische Kirchengemeinde Hl. Gertrud von Helfta - Oberhavel-Ruppin

Ihr seid zur Freiheit berufen … dient einander. (Gal 5,13)
Ihr seid das Salz der Erde. (Mt 5,13)
Leitwort

Präambel

Unsere katholische Pfarrei Hl. Gertrud von Helfta erstreckt sich von der Region um Fürstenberg im Norden, über Rheinsberg und Gransee bis zum Raum Fehrbellin im Süden. Neuruppin bildet dabei das Zentrum für die Pfarrei mit der Pfarrer Herz Jesu und  dem Sitz des leitenden Pfarrers. Als katholische Kirche in der Diaspora sind wir ein Teil unter Vielen, die die Gesellschaft in dieser Region prägen.
Die Pfarrei ist ein Ort, an dem die Grundvollzüge der Kirche (Liturgie, Weitergabe des Glaubens und Diakonie) gelebt werden. Die Kirche muss ortsnah und personennah für die Menschen in ihrer Region sein. Christsein ist nicht allein sein, sondern Leben in Gemeinschaft, in Gemeinschaft, die uns Gott schenkt und die uns miteinander verbindet. Sie braucht Räume, Zeiten und Formen der Begegnung. Diese örtliche Präsenz in der Region ist durch die Gottesdienstorte in Fürstenberg/ Havel, St. Hedwig, in Fehrbellin, Mariä Himmelfahrt, in Gransee, Mariä Himmelfahrt, in Lindow, Eremitage in St. Josef,  in Neuruppin, Herz Jesu und Rheinsberg, Wichmannhaus und Barsdorf gegeben.
Außerdem gibt es die Orte kirchlichen Lebens in denen wir punktuell und in ökumenischer Verbundenheit präsent sind: z.B. die Krankenhäuser in Neuruppin und Gransee, die Caritas Suchtberatung Gransee, die Gedenkstätte Ravensbrück, der kath. Religionsunterricht an der evangelischen Schule Neuruppin, die Evangelische Pflegeeinrichtung Haus Simeon in Fürstenberg, die Evangelische Pflegeeinrichtung Lindow sowie weitere Pflegeeinrichtungen von anderen Trägern, die Gefängnisseelsorge in Wulkow und die ökumenischen Beziehungen in den Dörfern und Städten.
In besonderer Weise wird es aber die Aufgabe der Pfarrei, und jedes Einzelnen sein, missionarisch zu wirken und die gesellschaftliche Präsenz zu erhöhen. In der Pfarrei werden pastorale Aufgaben und Verwaltungsaufgaben gebündelt und Entlastung vor Ort geschaffen.
Die Gemeinden und Orte kirchlichen Lebens ermöglichen die Erfahrbarkeit der Kirche vor Ort. Sie erneuern ihr Profil und entwickeln es fort, damit Menschen neu angesprochen werden können und Neues entstehen kann.

Die Gottesbegegnung und Gottesverehrung (Leiturgia)

Wir wenden uns Gott zu als Antwort auf seine Zuwendung an uns. Ein unverzichtbarer Bestandteil des christlichen und gemeindlichen Lebens ist die Feier von Gottesdiensten. Deren Mitte ist die Eucharistiefeier an den Sonn- und Feiertagen und auch darüber hinaus. In der Feier der Sakramente begegnen wir Christus in besonderen Situationen unseres Lebens. Die Sakramente sollen uns im Alltag Kraft und Stärkung geben.
Die Gemeinde lebt das allgemeine Priestertum und  feiert so die Liturgie an vielen Orten und in vielen Formen  als Quelle des Glaubens und der Gemeinschaft. Neben der Eucharistiefeier gibt es auch Gottesdienstformen, die ohne Priester möglich sind wie Wortgottesdienste,
Andachten, die Feier des Stundengebetes. Sie sollten an allen Gottesdienstorten gefeiert werden. Angebote liturgischer Bildung befähigen und ermutigen  Gemeindemitglieder dazu, Dienste zu übernehmen.
Die Feier des Kirchenjahres hat nicht nur ihre Bedeutung in den Gottesdiensten und Aktionen der Pfarrei, sondern sollte auch im Leben der Familien einen guten Platz haben.
Gottesdienste bedürfen einer würdigen, vielfältigen und ansprechenden Feier. Dazu gehören u.a. mit allen Sinnen feiern, moderne Lieder (NGL), familiengerechte Gottesdienste, Einbeziehung der Gemeinde,  Gäste aus den In und Ausland ansprechen, u.s.w. Die Vorbereitung der Gottesdienst sollte ihrer Bedeutung entsprechen. So können liturgische Angebote den bestimmten Lebenssituationen der Menschen vor Ort nahe gebracht werden und neue Orte1  für Liturgie gefunden werden. Einen besonderen Schwerpunkt sollen Formen von Hauskirchen in unserer Gemeinde bilden, damit Kirche vor Ort lebendig gelebt werden kann.

Das Glaubenszeugnis, die Sendung (Verkündigung, Martyria)

Die Gemeinde als Kirche in der Welt hat die Aufgabe, das Evangelium zu verkünden und so den Menschen die christlichen Werte des Lebens aufzuzeigen. Dabei ist der Ausgangspunkt unseres Handelns Jesus Christus und sein Evangelium sowie die christliche Grundhaltung der Zugewandtheit zu allen Menschen, denen wir in unseren Städten und Dörfern sowie in den Kirchen und Arbeitsbereichen begegnen.
Wir nehmen alle Menschen mit ihrer Lebens- und Glaubensgeschichte wahr und ernst. Sie finden hier einen Ort zur Kontaktaufnahme mit Gott durch spirituelle Erfahrungen in Meditation, Gebet und Gottesdienst, aber auch Räume und Zeiten einander zu begegnen.
Wir wissen unsere Sendung mitgetragen vom in unserer Pfarrei gelebten Glaubenszeugnis der Märtyrer-Priester Albert Willimsky und Paul Bartsch, wie auch dem der französichen Ordensoberen Sr. Elise Rivet, die im KZ Ravensbrück an Stelle einer anderen Frau in den Tod ging.
Da die Region ein beliebtes Reiseziel ist und mit vielen kulturellen Angebote aufwarten kann, ist die Tourismuspastoral zu entwickeln.
Die Nutzung der modernen Medien und Methoden in der Öffentlichkeitsarbeit, neben dem Pfarrbrief, ist hilfreich, eine breitere Aufmerksamkeit für unsere Themen und Angebote soll erreicht werden. Ebenso schaffen niederschwellige Angebote wie z.B.  offene Kirchen, Konzerte und Ausstellungen Berührungspunkte für Fernstehende und ein Bezug zu regionalen Akteuren.
Kirche vor Ort sein, heißt für uns auch neue Begegnungsorte, u.a.  am Arbeitsplatz, in der Schule, auf dem Markt mit den Menschen zu entdecken und so Gott im Alltag der Menschen Raum zu geben. Dabei können in den verschiedenen Orten unterschiedliche pastorale Handlungsfelder entstehen – je nach den Bedürfnissen und Möglichkeiten vor Ort.
Dies fordert von jedem Einzelnen ein mutiges und offenes Bekenntnis zum Glauben. Zeugnis geben können wir nur von dem, was unser eigenes Leben erfüllt und prägt. Nicht nur Kinder und Jugendliche brauchen eine Hinführung zu den Inhalten unseres katholischen Glaubens und  des Lebens daraus. Auch für Erwachsene ist eine Vertiefung religiösen Wissens und des Lebens aus dem Glauben von großer Bedeutung. Dafür bedarf es der Stärkung der religiösen Bildung in den unterschiedlichsten Formen und für alle Altersgruppen immer wieder neu. So können die vielfältigen Angebote von religiöser Bildung das Interesse bei den Menschen wecken und Erfahrungen der Gottesbegegnung und der Gemeinschaft ermöglichen und das Glaubensleben stärken. Die Weitergabe des Glaubens an die nächste Generation in der Gemeinde braucht Räume und Zeiten, wie u.a. eine jährliche religiöse Kinderwoche, katechetische Unterweisung, religiöse Jugendfreizeiten, religiöse Familienfreizeiten.

Gedenkort Ravensbrück
Das ehemalige Konzentrationslager Ravensbrück für Frauen, Männer und Jugendliche ist ein Gedenkort von internationaler Bedeutung. Das KZ Ravensbrück war nicht nur ein Ort schlimmster Verbrechen, sondern auch ein Ort des besonderen christlichen Glaubenszeugnisses. Ravensbrück ist ein Ort des Gedenkens, des Gottesdienstes, des Gebetes und der Begegnung (konfessions- und Religionsübergreifend). Dieser Ort ist für die Pfarrei von besonderer Bedeutung.

Ökumene
Als Diasporakirchen fühlen wir uns mit allen christlichen Gemeinschaften in unserem Glauben und den Grundzielen verbunden. Deshalb pflegen wir in der Ökumene die vielfältigen Kontakte. In den ökumenischen Beziehungen soll das Verbindende im Vordergrund stehen, Vorhandenes ausgebaut und Neues entdeckt werden. So können wir im Austausch und im Miteinander die Freiheit, die Kraft und die Vielfalt des Glaubens erfahren. Ökumenisches Handeln setzt das Kennen des eigenen Glaubens und des Glaubens der anderen voraus. Hierzu sind Bildungsangebote hilfreich. Es gilt, das miteinander Mögliche zu tun. Neben der klassischen Ökumene soll auch der Interreligiöse Dialog gefördert und der Blick geweitet werden.

Gelebte Nächstenliebe (Diakonia)

Nächstenliebe ist ein Teil des uns von Gott gegebenen Hauptgebotes. Sie ist immer konkret und bezieht alle Menschen ein, die der Hilfe bedürftig sind. Wir sehen die Not und die Freude der Menschen in unserem Pastoralen Raum. Aus unserem Glauben heraus sind wir solidarisch und wenden uns den Menschen zu. Dabei stehen wir besonders den Schwächsten (z.B. Kranke, Alte, Armen, Minderheiten, Ausgegrenzte, Geflüchtete) in unserer Gesellschaft bei. Unterstützungen finden wir dabei durch Kooperationen mit Fachstellen im kirchlichen und weltlichen Bereich.
Jeder ist persönlich aufgefordert den Kontakt zu den Menschen in und außerhalb der Gemeinde zu halten, um so Kirche für viele erfahrbar zu machen. Diese Kontakte und Dienste sind unschätzbare Zeugnisse der Liebe Gottes in unserem Pastoralen Raum.

In besonderer Weise soll unser Handeln auch durch soziale und ökologische Aspekte bestimmt sein, denn unser Konsum und Verhalten wirkt sich konkret in den Lebens- und Umweltbedingen weltweit aus. Als Kirche vor Ort verstehen wir uns auch immer als Teil der Weltkirche und nehmen darin unsere Verantwortung auch für die Menschen außerhalb unseres Landes und für die Bewahrung der Schöpfung wahr.

Ressourcen

Die ökonomischen Daten legen zwar für  uns das personelle und finanziell Machbare fest, aber niemals das pastoral Mögliche. An unseren Gottesdienstorten Neuruppin, Fürstenberg, Gransee, Fehrbellin, Rheinsberg und Barsdorf, wollen wir regelmäßig die hl. Eucharistie feiern. Dafür ist der Dienst von zwei Priestern nötig. Auch streben wir an, dass an weiteren Orten kirchlichen Lebens des pastoralen Raumes wie z. B. in den Neuruppiner Kliniken Eucharistie gefeiert wird.
Verwaltungsaufgaben sollen in der neuen Pfarrei gebündelt werden und als eine Dienstleistung für die kirchlichen Orte verstanden werden. Diese Zentralstelle sorgt für Vernetzung und Weitergabe von Informationen sowie eine gute Erreichbarkeit. Durch den Verwaltungsleiter, die Verwaltungsfachkraft und das Pfarreisekretariat (50%-Stelle), die in der zentralen Verwaltung ihren Dienstsitz haben, soll der Pfarrer von administrativen Aufgaben entlastet werden und so mehr Zeit für  priesterliche Aufgaben haben. Zudem wird damit die Erreichbarkeit der Pfarrei gewährleistet.
Zur Instandhaltung und Pflege der  in unserer Region für ein lebendiges Gemeindeleben notwendigen Räume ist mindestens eine Stelle für Hausmeister/Reinigung erforderlich.
Die Gewinnung, Begleitung und Förderung von Ehrenamtlichen und Freiwilligen wird zukünftig in unserer Pfarrei einen noch höheren Stellenwert erhalten. Für die religiöse Bildung und die An- und Begleitung der ehrenamtlich Tätigen benötigen wir neben zwei Priestern einen/eine pastorale/n Mitarbeiter/in. Ebenso muss für die Tourismuspastoral in den Sommermonaten eine Verstärkung der pastoralen Mitarbeiter möglich sein.
Das Potenzial der vorhandenen Grundstücke muss in diesem Prozess herausgearbeitet werden und so Möglichkeiten für eine umfassendere Nutzung gefunden werden. Die Vermietung von Immobilien dienen nicht Ihrer selbst, sondern sollen die pastoralen Aufgaben unterstützen und die finanziellen Möglichkeiten erweitern.

Schlusssatz

Das Pastoralkonzept dient als Leitfaden für die gesamte Pfarrei. Jedoch sollen die einzelnen Gemeinden und Orte kirchlichen Lebens nach ihren eigenen Fähigkeiten und Möglichkeiten Schwerpunkte daraus setzen. Das Pastoralkonzept ist organisch angelegt und muss deshalb immer wieder überprüft und fortgeschrieben werden.