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Erinnerung an Zinnowitz

13. Juli 2024

Vielleicht waren Sie als Kind oder Jugendlicher im St.-Otto-Heim in Zinnowitz und haben dort schöne Wochen verlebt. Seit dem hat sich viel getan und verändert. Doch der Geist Gottes wirkt auch heute noch wie vor 90 Jahren. Daran wurde am 12. Juli 2024 erinnert.

Artikel und Foto von: Anja Goritzka 12.07.2024

Mit Herzblut und Gebeten

In der Begegnungsstätte St. Otto in Zinnowitz auf Usedom erinnert jetzt eine Gedenktafel an die Marienschwestern, die hier fast 90 Jahre lang wirkten.

Die Bronzeplatte zeigt drei Kinder, die mit einer Ordensfrau Ball spielen. Darüber ist zu lesen: „Jesus stellte ein Kind in ihrer Mitte“. Die Gedenktafel, geschaffen von der Berliner Bildhauerin Roswita Schaab, ist seit einigen Tagen am Kircheneingang der Begegnungs- und Ferienfreizeitstätte St. Otto in Zinnowitz zu finden. Sie soll an die Marienschwestern der Unbefleckten Empfängnis erinnern, die lange aus der katholischen Einrichtung an der Ostsee nicht wegzudenken waren.

Start mit zerborstenen Fenstern und ohne Heizung

Die ersten beiden Schwestern waren im Winter 1916 auf Geheiß des damaligen Ottovereins von Berlin nach Zinnowitz gekommen. Laut Chronik fingen die Schwestern Raphaela Feike und Schwester Philomena May bei Null an: Das Hauptgebäude stand, doch die Fenster waren zerschlagen und nirgends fand sich ein Ofen.
Dennoch betreuten die beiden schon in der folgenden Sommersaison die ersten 40 Kinder, die zur Kur nach Zinnowitz kamen. Neben Landwirtschaft und Küchenführung blieb die Pflege der Kinder über die zwei großen Kriege hinaus und in der DDR-Zeit ihre Hauptaufgabe. Die Ausbildung katholischer Erzieherinnen kam nach dem Zweiten Weltkrieg noch hinzu. Die „Aspirantinnen“ aus Vorpommern, Brandenburg und Berlin mussten ein Jahr ihrer Ausbildung im St.- Otto-Heim absolvieren. Dabei konnten die jungen Frauen das Gelände selten verlassen, denn es lag mitten im DDR-Grenzgebiet. Ab 1959 errichtete die Brandenburgische Provinz der Marienschwestern zudem ein Noviziat in Zinnowitz. Ende Oktober 1959 kamen die ersten sieben jungen Frauen, die hier ihr Ordensleben begannen. Durch einen Brand 1964 fehlte aber Platz für die Kurgäste. Das Noviziat wurde deshalb verlegt und kam erst 1984 auf die Insel zurück.

Das Haus entwickelte sich zu DDR-Zeiten zu einem Zentrum der religiösen Weiterbildung. Jährlich verbrachten hier rund 3000 Kinder und Jugendliche einen Teil ihrer Ferien. Ab 1965 pachtete das Erzbistum Berlin die Häuser, 1995 wurde der Kauf vollzogen. Das Haus wurde zur Begegnungs- und Familienfreizeitstätte umgebaut. 2004 verließen die letzten Schwestern das Haus.

Zur Enthüllung der Gedenktafel kamen sie zurück. Die deutsche Regionaloberin des Ordens, Cornelia Klafki, die selbst vier Jahre lang in Zinnowitz gelebt hatte, nahm Bezug auf den Text der Erinnerungstafel: „Jesus stellt ein Kind in ihre Mitte. In diesem Sinne haben wir hier immer gehandelt“, sagte sie. Es sei spürbar gewesen, dass das Tun der Schwestern vom Gebet geprägt war. An ihr Wirken erinnert auch die Mariengrotte, die im Marien-Gedenkjahr 1954 entstand. „Die Schwestern haben mit Kindern für diese Grotte Steine gesammelt und beim Aufschichten Rosenkränze und Ave Maria gebetet“, berichtet Schwester Cornelia. Ohne Ordensfrauen konnten viele Mitarbeiter und Gäste sich St. Otto nicht vorstellen, als die letzten Marienschwestern Usedom im November 2004 verließen. Bis 2015 führten Franziskanerinnen von Vöcklabruck die Arbeit der Marienschwestern weiter. 

 

Quelle: https://www.erzbistumberlin.de/medien/tag-des-herrn/aktuelle-beitraege/reingelesen/news-title/mit-herzblut-und-gebeten/