Neuer Papst
Leo XIV., der Papst mit drei Pässen
Leo XIV. hat die US-amerikanische, die peruanische und die vatikanische Staatszugehörigkeit. Der neue Papst ist ein wahrer Kosmopolit - aber einer, der als Missionar im ländlichen Peru und als Ordensoberer gedient hat.
08/05/2025
Papst Leo XIV: Der Friede sei mit euch!
Der neue Papst: Eine Biografie - Gudrun Sailer – Vatikanstadt
Robert Francis Prevost, gebürtig aus der drittgrößten Metropole der USA Chicago, hat die Hälfte seines Lebens außerhalb der USA verbracht. Allein in Peru lebte er 24 Jahre, erst als Missionar im armen ländlichen Chulucanas, wo er viel mit indigenen Gemeinschaften zu tun hatte, dann als Seminarleiter und Kirchenrechts-Professor in Trujillo, schließlich ab 2015 als Bischof von Chiclayo; im selben Jahr erhielt Prevost die peruanische Staatsbürgerschaft.
Zwischendurch verbrachte der Ordensmann der Augustiner 12 Jahre in Rom, wo er als junger Priester schon studiert hatte. 2001 und dann nochmals 2007 wählten ihn die Mitbrüder zum Generalsuperior des Ordens, dessen Generalat an den Petersplatz grenzt. Gleichsam von Rom aus startete Prevost dann ein weiteres Mal nach Peru: Papst Franziskus bestimmte ihn 2014 zum Apostolischen Administrator und dann zum Bischof der Diözese Chiclayo – Leo XIV. begrüßte, ganz Seelsorger, die Gläubigen seines früheren Bistums auf Spanisch in seiner ersten Ansprache als Papst. Es war das erste Mal, dass bei einer solchen herausgehobenen Gelegenheit eine andere Sprache als Italienisch (und natürlich Latein) zu hören war.
Erst seit 2023 im Vatikan
2023 rief Papst Franziskus Prevost aus Peru in den Vatikan und setzte ihn an eine zentrale Stelle: Der Augustiner-Missionar wurde Präfekt des Dikasteriums für die Bischöfe und Kardinal. Als solcher erhielt Prevost seinen dritten Reisepass, den vatikanischen, der als gewissermaßen nicht-nationalstaatlicher Pass gilt, weil die vatikanische Staatsbürgerschaft nur zusätzlich zu einer anderen vergeben wird.
Das Kosmopolitische, ja Grenzüberschreitende ist in Prevosts Biografie eingeschrieben. Seine Mutter stammte aus spanischer Familie, sein Vater hatte französisch-italienische Wurzeln. Er studierte zunächst Mathematik und Philosophie, entdeckte dann seine Berufung zum Priester, trat 1977 in den Augustinerorden ein, einen der historischen Bettelorden der Kirche und wie jeder große Orden international, mit Mitbrüdern aus allen Erdteilen der ganzen Welt und einer globalen Präsenz, die Prevost als Ordensleiter mitprägte und die umgekehrt auch ihn prägte; Ordensobere reisen weitaus öfter als Päpste.
Leo - was der Name sagt
Chicago, die Heimatstadt des ersten amerikanischen Papstes, gilt als eine der großen Industrie- und Arbeitermetropolen der USA. Dass das Soziale ihn umtreibt, zeigte das neue Kirchenoberhaupt schon mit der Wahl seines Namens. Leo XIV. knüpft an Leo XIII. an, der 1878 bis 1903 regierte und als erster Papst eine Sozialenzyklika vorlegte. „Rerum Novarum“ von 1891 beschäftigte sich mit der Frage der verarmten Arbeiterschaft und betonte die Rolle des Staates bei der Förderung von sozialer Gerechtigkeit. Das innovative Papstschreiben wurde die Grundlage der katholischen Soziallehre.
Leo XIV. ist der internationalste Papst, den die katholische Kirche jemals hatte. Er kennt die Kurie, er kennt die Mission, die Seelsorge und das Herz der kleinen Leute, er kennt das Bischofsamt, er weiß, was Synodalität heißt. Nun steht er vor der Aufgabe, die katholische Weltkirche mit 1,4 Milliarden Getauften in die Zukunft zu führen und als Friedensstifter in eine Welt hineinzuwirken, die von Kriegen, Krisen und Herausforderungen aller Art zerrissen ist.
(vatican news – gs)
